NS-VERBRECHEN / Verfahren
Zehn Juden im Schlamm erstickt
Prozess gegen Anton Malloth: Zeuge belastet 89-Jährigen schwer -
Weitere Zeugen
Bozen/München (APA) - Im Münchner Prozess gegen den
mutmaßlichen NS-Verbrecher Anton Malloth hat ein Zeuge schwere Vorwürfe
gegen den 89-jährigen Angeklagten erhoben. So sei Malloth an der
grausamen Ermordung von zehn Juden im Gestapo-Gefängnis "Kleine Festung
Theresienstadt" beteiligt gewesen, berichtete der ehemalige Häftling am
gestrigen Freitag dem Schwurgericht in München.
Die zehn jüdischen Häftlinge seien gezwungen worden,
vom Geländer einer Brücke in einen Bach mit wenig Wasser, aber
mindestens einem Meter tiefen Schlamm zu springen.
Solange die Männer noch Kraft hatten, sich aus dem
Schlamm zu befreien, hätten sie immer wieder auf die Brücke klettern
müssen. Von dort seien sie von Malloth (im Bild) und einem anderen
Aufseher unter anfeuernden Anrufen der übrigen Aufseher erneut
hinabgestoßen worden. Völlig entkräftet seien die Opfer zuletzt im
Schlamm versunken und erstickt, schilderte der 80-jährige Zeuge aus
Tschechien unter Tränen.
Dieser Vorfall ist allerdings nicht Teil der Anklage.
Aus Gründen der Ermittlungstaktik und Prozessökonomie hatte sich die
Staatsanwaltschaft in der Anklage gegen Malloth auf drei Morde und einen
Mordversuch in den Jahren 1943 bis 1945 beschränkt. Bei den Opfern
handelte es sich um Häftlinge der "Kleinen Festung Theresienstadt" bei
Leitmeritz im heutigen Tschechien. Dort war der in Innsbruck geborene
SS-Scharführer Malloth 1940 bis 1945 Aufseher, nach Kriegsende war er in
Meran untergetaucht, wo er fast 40 Jahre lang lebte.
Am kommenden Dienstag ist der Zeuge geladen, der das
Verfahren ins Rollen gebracht hatte. |