"Ich besaß einen Garten
in Schöneiche":
Dokumente des verwalteten
Verschwindens
Lesungen:
27.5.2006, 20.00 Uhr, Schöneiche bei Berlin
Kulturgießerei Schöneiche, An der Reihe
2.6.2006, 19.30 Uhr, Berlin - Friedrichshagen
Galerie FASSbar, Bölschestr. 127
13.7.2006, 20.00 Uhr, Berlin
Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestr. 125
Die Autorin Jani Pietsch über die
Ausstellung:
"Was ich mit der Ausstellung möchte, ist: an
unsere ehemaligen Schöneicher jüdischen Nachbarn erinnern. Normalerweise - wenn
wir uns an Menschen erinnern, die nicht mehr unter uns sind - machen wir das mit
Fotos, mit etwas, das uns geblieben ist von ihnen, vielleicht eine Taschenuhr
oder eine Brosche. Oder wir gehen auf den Friedhof.
Wenn wir uns an jüdische Menschen erinnern, so scheint es nichts dergleichen zu
geben. Fotografien, Bücher, persönliche Dinge, Möbel, Kleidung, Wohnung oder
Haus - alles wurde ihnen weggenommen und wie es scheint in alle Winde verstreut.
Sie selbst wurden damals aus dem Land getrieben, die vielen, die es nicht
schafften zu gehen, wurden ermordet. Nichts blieb übrig. Keine Gräber. Keine
Namen.
Als ich anfing, in unserem Ort nach jüdischen Schöneichern zu fragen, schien es
erst so, als hätte es in der NS-Zeit gar keine gegeben. Heute, zwei Jahre
später, habe ich ungefähr 150 Namen von Menschen, deren biografische Spuren ich
jetzt versuche, wie Puzzlestücke zusammenzusetzen. Ich mache das, damit sie
nicht vergessen sind. Wer keinen Namen mehr hat - und wer keine Angehörigen mehr
hat, die sich erinnern können, scheint gar nicht gelebt zu haben.
Was Sie hier auf den Tafeln sehen, ist nicht das, was wir sonst unter Erinnerung
verstehen: Es sind fast durchweg amtliche Schriftstücke, Protokolle, Vermerke,
Briefe, Dokumente. Sie alle bezeugen den Prozess der Enteignung, Vertreibung und
Ermordung jüdischer Nachbarn."
Die Ausstellung wurde vom 8.
November bis 31. Dezember 2001 im Kreisverwaltungamt Oder-Spree in 15848
Beeskow, Liebknechtstraße 21/22 gezeigt.

[http://www.schoah.org]
hagalil.com / 07-11-2001 |