Judentum.Net

Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
 

Der Holokaust der Sinti und Roma:
Weltweit erste Daueraustellung in Auschwitz

In Block 13 des Stammlagers Auschwitz I  wurde am 2. August nach jahrelanger Vorbereitungsarbeit die weltweit erste ständige Ausstellung über den Holokaust der Sinti und der Roma eröffnet. Neben Zeitzeugen und Überlebenden, Vertretern polnischer und deutscher Roma-Verbände hielten - nach einer vorhergehenden Kranzniederlegung am Roma-Denkmal in Auschwitz II - Birkenau  - ranghohe Vertreter des deutschen Bundestages (Vizepräsidentin Petra Bläß), des Bundesinnenministeriums (Staatssekretär Franz Rudolf Körper) und des sächsischen Innenministeriums Ansprachen. 

Eröffnet wurde  die Ausstellung vom Direktor des  Auschwitz-Museums und vom polnischen Außenminister  Wladimir Bartoszewski, der ja selbst Auschwitz-Überlebender ist, und sich zeit seines Lebens für die Versöhnung zwischen Juden und Christen einsetzt. Kaum ein Anderer hat in Israel ein solches Renommé wie er.

Die Ausstellung selbst enttäuscht. Der Raum ist  unterteilt  in verschiedene mit Licht und Glas arbeitende Schauwände, den einzelnen Ländern gewidmet, aus den Sinti und Roma deportiert wurden. Die architektonische Verspieltheit hätte man sich sparen können und müssen, lenkt sie doch von der bis heute viel zu wenig bekannten und beachteten Katastrophe ab, und macht die Thematik für nicht Eingeweihte nur schwer verständlich. Auch und gerade die  Zusammenhänge zur Vernichtungsmaschinerie  der Juden in der NS-Ideologie werden nicht klar herausgearbeitet. 

Und bei weitem nicht der ganze zur Verfügung stehende Platz im 1. Stock der Baracke wird ausgenutzt, obwohl mehr als genug Material seitens der Brünner Museums der Roma-Kultur  zur Verfügung stand. Eine große Chance wurde hier - leider -  vertan, die Tragödie der Roma in ihrer geschichtlichen Komplexität und Aktualität kompetent darzustellen. Bleibt nur zu hoffen, daß bei der vorbereiteten Brünner Exposition diese Fehler nicht wiederholt werden.

Überraschend auch, daß keiner der anwesenden Roma aus Mähren  von den Veranstaltern eingeladen wurde, einige Sätze zu sagen, und dies, obwohl 2/3 der Deportierten aus dem Protektorat Böhmen und Mähren stammten. Typischerweise fehlten tschechische Vertreter. Von der Warschauer Botschaft nicht einmal ein Kranz.

Vergangenheitsbewältigung auf tschechisch... angesichts der mit Billigung der tschechischen Regierung zur Zeit auf dem Prager Flughafen stattfindenden selektiven Maßnahmen britischer Einwanderungsbehörden gegen Roma-Reisende gleich doppelt pikant. Allerdings gab es in Prag ein diplomatisches Nachspiel, dank der Tageszeitung "Lidové noviny": da flog dann auf, daß der tschechische Botschafter in Polen in Urlaub gefahren sei, die Einladung zwar eingegangen, aber "irgendwo" auf der Botschaft verschlampt worden war. Ob im Prager Außenministerium jetzt Köpfe rollen werden, ist schwer abzuschätzen und eher Skepsis angebracht.

Nach Angaben des Prager Beobachters der European Roma Rights Watch Markus Pape (Lidové noviny 6.8.2001) war die Anwesenheit des österreichischen Innenministers vom Verband der Sinti und Roma Deutschlands nicht erwünscht, weil die österreichische Regierung jegliche finanzielle Mitbeteiligung an der Ausstellung abgelehnt hatte. Der Minister boxte dann aber - im Gegensatz zu Prager Kollegen - seine Einladung bei den Mitveranstaltern des Auschwitz-Museums durch.

PV / haGalil onLine 17-08-2001

 


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
 
haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2013 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved